Warum musste Stamm disqualifiziert werden ?
In der Ausschreibung stehts‘:
3.2 Outside assistance and docking conditions (modification of R.R.S. rule 45)
During the event, a competitor cannot have any material contact with any other ship or aircraft. A competitor cannot be provided with any supplies in any way possible.
A competitor can put into port, mooring or anchoring by his/her own means but cannot receive any outside assistance, except for medical assistance strictly limited to the terms of the article 3.3 below. The competitor cannot dock or come alongside another boat.The competitors are not authorised to go ashore nor disembark above the limit of the highest level of high tide.
Failure to comply with this article will disqualify the competitor after instruction by the jury.
Die Jury hatte in Falle Stamm absolut keinen Handlungsspielraum, da die Regeln eine Disqualifikation vorschreiben. Schliesslich hat die Jury nicht die Befugnis, die festgelegten Regeln zu verändern sondern hat diese anzuwenden.
Die Kritik an der Jury ist also verfehlt. Es wird aber herumgemäkelt was das Zeug hält. Einen Vorschlag, wie eine juristisch haltbare Juryentscheidung zugunsten Stamms hätte aussehen können, gibt es nicht, da diese der Ausschreibung widersprechen würde. Es geht bei der Regatta u.a. auch um viel Geld und die Entscheidungen der Jury müssen in Einklang mit den Regeln stehen, um einer gerichtlichen Überprüfung standhalten zu können.
Wer der Meinung ist, die Jury hätte sich über die Regeln hinwegsetzen sollen, ist naiv und hat das Wesen der Regatta (nonstop and unassisted) nicht verstanden. Die Regatta lebt doch gerade von der Härte der Regeln und den Storys über Materialausfälle, Strandungen und unmenschlich erscheinenden Entscheidungen. Stamm profitiert im übrigen wirtschaftlich von der Disqualifikation, da er dadurch in aller Munde ist.
Nachtrag:
Inzwischen heisst es, das russische Forschungsschiff habe sich in Stamms Driftrichtung gelegt. Dies habe Stamm nicht vorhersehen können. Warum hat Stamm das nicht vorher gesagt ???
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Der Präsident des französischen Segler-Verbandes hat sich inzwischen zu Wort gemeldet. Er vertritt genau meine Meinung.
ich zitiere hier den letzten Teil seiner Stellungnahme:
A great competition cannot work without rules, necessarily strict. No sport has major competitions without strict rules.
The Vend©e Globe is built around a simple and brilliant concept: single handed round-the-world race, nonstop and unassisted.
This concept is transcribed in the rules, through the Race Notice.
These rules are simple and strict. They make this race so beautiful, so exceptional and unique. They allow the sailors to express their courage and talent.
The rules are applied by referees, who are by definition independent and whose role is to enforce those rules. The referees don’t rewrite them according to the circumstances, but they just apply them as they are.
Competitors have accepted them when they decided to go on this adventure and they know that they are made for them and the others.
As for the penalty, whatever it is, it does mean anything to the talent of the one who receives it.
Jean-Pierre CHAMPION
FFVoile President
.
Die Neue Zürcher Zeitung – NZZ bestätigt ebenfalls meine Meinung:
Stamm kündigte an, gegen das Urteil zu rekurrieren. Seine Chancen auf Erfolg sind indes gering, der Mythos der Vend©e Globe lebt ja davon, dass die Segler das 25 000 Meilen lange Rennen um die Welt aus eigener Kraft und ohne fremde Hilfe beenden müssen.
https://www.nzz.ch/aktuell/sport/vendee-globe/die-tragik-des-seglers-bernard-stamm-1.17918552
Es handelt sich übrigens um den 3. Versuch Stamm’s:
Vor vier Jahren zerschellte die Jacht Stamms an den Gestaden der Kerguelen, und bei der ersten Teilnahme gab er wegen Defekts an den zwei automatischen Piloten im November 2000 auf.
https://www.nzz.ch/aktuell/sport/vendee-globe/bernard-stamm-fordert-eine-zeugenaussage-1.17921828
Leider war er diesmal infolge Zeitmangels nicht gut vorbereitet, und ging mit z.T. ungetestetem Material an den Start.
Stamm sagte:
Wenn ich zurückschaue, ist es letztlich der Container, den wir während des Transats Jacques Vabre gerammt haben. Das hat unsere Vorbereitung einfach zu sehr zurückgeworfen.“