Kommentar zum Bente-Insolvenz Artikel

Aus Berlin erhielt ich einen Kommentar, dessen Hauptargumente ich hier kurz aufgreifen möchte:

  • Ich habe keinen unzufriedenen Bente 24 Kunden je gesehen, getroffen oder von einem gehört.

Warum sollten sich unzufriedene Bente-Käufer bei Ihnen melden.   Ich habe Kenntnis von gravierenden Ruderproblemen. Den Berichten zufolge wurden die Ruderbeschläge aufgrund der aufgetretenen Probleme verstärkt und der vertikale Abstand der Beschläge vergrössert.   Alexander Vrolijk wurde von der DGzRS wegen seiner Ruderprobleme aus Seenot gerettet.

In dem DGzRS-bericht heisst es:

An Bord des etwa 7,5 Meter langen Bootes waren neben den Halterungen des Außenbordmotors auch die Zapfen des Einsteckruders gebrochen. Bei Nordwestwinden um sechs Beaufort und knapp zwei Metern Seegang trieb der Havarist also manövrierunfähig mitten auf der Ostsee.

Nachtrag: Die vertikalen Abstände der Ruderbeschläge sind sehr klein, die auftretenden Kräfte aufgrund der Hebelgesetze daher extrem gross.  Carsten Kemmling – Segelreporter – berichtete daher bei einem Törn von der Schlei Richtung Dänemark von sich lockernden Ruderbeschlägen.

Hier sehen wir, dass der obere Ruderbeschlag inzwischen an einem Sockel befestigt wird, um den Abstand der Ruderbeschläge zu vergrössern.  Es stellt sich nun die Frage, ob der offensichtliche Mangel auch an den zuvor ausgelieferten Booten der ersten Jahre beseitigt wurde.

Den Sockel hätte ich als Konstrukteur sicher nicht mit steilen Flanken sondern eher wie bei der J/70 gestaltet.

In dem unlängst geposteten Video ist übrigens auch von diversen Sonnenschüssen die Rede, die auf konstruktive Mängel des Bootes schliessen lassen.

 

  • Die Kielproblematik wurde ausschließlich theoretisch diskutiert. 
    Ein Vorfall ist - mir zumindest - nicht bekannt geworden.

Sie sind leider schlecht informiert, denn Alexander Vrolijk hing mit den Haken-Kiel beim Silverrudder 2017 nahe der Svendborgsundbrücke fest.   Laut Tracker von 10:30 bis 12:30, also ca. 2h.   Siehe Yacht-Forum.

Ob Ihnen derartige Fälle bekannt geworden sind, ist im übrigen uninteressant   Es reicht doch, wenn andere Segler über die Probleme mit den T-Kielen berichtet haben.  Ich kenne bsw. etliche Berichte von Skippern, die mit T-Kielen in Fischernetzen hängengeblieben sind.  Gerade in der Ostsee mit den vielen Stellnetzen ist von T-Kielen abzuraten.

Ich selbst habe mit einem 9 m Schiff auch schon beim nächtlichen Einlaufen in einen dänischen Ostsee-Hafen Bekanntschaft mit einem Stellnetz machen können. Auch ohne T-Kiel war es schwer, sich schnell wieder aus dem Netz zu befreien, ohne Schäden zu verursachen und vielleicht noch eine hohe Entschädigung zahlen zu müssen.

Im übrigen fragt man sich, was ein T-Kiel an einem Fahrtenboot zu suchen hat, deren Eigner offensichtlich so gut wie gar nicht an Regatten teilnehmen.

 

  • Der sogn. „Wavepiercer-Bug“ setzt sich als Designelement sportlicher Yachten und Boote langsam durch und zumindest seine Existenzberechtigung gefunden. Schäden aufgrund von Ankermanövern sind mir nicht bekannt geworden und wurden meines Erachtens ausschließlich im Vorfeld diskutiert.

Den Wavepiercer-Bug kann man einsetzen, wenn ein begehbarer Bugsprit gegeben ist.   Das ist bei der Bente aber nicht der Fall.  Es dürfte äusserst schwierig sein, vom zurückgeneigten Bug aus, einen Steg oder eine Pier zu erreichen.

Ob Ihnen Schäden aufgrund der von mir geschilderten Anker-Problematik bekannt geworden sind, ist ebenfalls irrelevant, denn wenn es um Missgeschicke geht, sind die meisten Menscher eher schweigsam. Die Ankerproblematik besteht aus konstruktiven Gründen und ist von jedem logikorientiert denkenden Menschen nachzuvollziehen.

 

  • Ein Diskreditieren anderer Werften hat in meinen Augen nicht statt gefunden. 
    Es wurde ausschließlich auf das Fehlen eines der Bente Zielsetzung 
    entsprechenden Bootes verwiesen.

In dem inzwischen gelöschten Video hiess es, das „anderen Werften nicht viel einfiele.“

Das ist m.E.   das Schlimmste, was man über andere Werften sagen kann und an Überheblichkeit nicht   zu überbieten.   „Hochmut kommt vor dem Fall,“     hat sich jedoch in eindrucksvoller Weise bestätigt.

 


  • Der Stauraum an Bord der 24 ist riesig, der Platz nur als beeindruckend zu beziffern.

 

Wie wir dem Bild entnehmen können, mangelt es offensichtlich an Stauraum.   Man hat ja auch gar keine Schränke, Fächer o.ä. eingebaut, um unter Deck ein Chaos zu vermeiden.

Unter Stauraum verstehen wir nicht den freien Raum unter Deck, sondern Einrichtungen, um Ausrüstungsgegenstände, Klamotten, Proviant etc. ordentlich verstauen zu können, ohne das diese Gegenstände bei der nächsten Wende von einer Bordseite zur andern purzeln.

Update:

Lars Bolle – YACHT – hat sich inzwischen des Themas „Ordnung unter Deck“ angenommen und einen mobilen Schrankkoffer entwichelt:

https://www.yacht.de/heft/werkstatt-mobiler-schrankkoffer-im-eigenbau/image/4656139


 

P.S.   Wie mir inzwischen berichtet wurde, stammten die Einwände von einem Bente-Interessenten, der mittteilt:

„…an die 70 Stunden auf den 24ern zugebracht, wenn auch nur in Hallen, und geschätzt mit 16 – ca 20 Bootseignern Kontakt aufnehmen können.“

 

P.S. Abdrift beim An- und Ablegen ist übrigens bei der Bente ein weiteres Thema, denn der Rumpf ist sehr hoch und die Lateralfläche des langen schmalen Kiels ist klein.  Für ein Familienschiff ist dies eher nachteilig.

 

Uwe Neumann ( verfügt seit 1960 u.a. auch über Kleinkreuzer-Erfahrungen auf Nord- und Ostsee )

 

Nachtrag:   Entgegen den Regeln guten Journalismus war das Bente-Projekt von einem Online-Segel-Magazin  einseitig mittels unzähliger Artikel und Videos  zum Nachteil anderer Kleinkreuzer gepusht worden.  Daher muss an dieser Stelle auch einmal etwas Kritik erlaubt sein.

 

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