Yacht 1975, Heft 2
Das Finn-Dinghy, das hat dieser Test erneut bestätigt, ist nicht umsonst seit 1952 im Olympiaprogramm.
Der Veteran unter den derzeitigen Olympiaklassen kann sich unter der Handvoll Konkurrenten, die ihm mittlerweile erwachsen sind, nämlich durchaus sehen lassen, was er in erster Linie seinen guten Allroundeigenschaften verdankt.
Darüber hinaus ist das Finn-Dinghy - einmal abgesehen von der Contender - immer noch die schnellste aller Einmannjollen. Es ist perfekt ausgetrimmt und lässt sich dadurch sehr fein an der Windkante segeln, ohne aber übermässig sensibel zu sein.
Natürlich hat der Test auch die problematischen Seiten dieses Boote zutage gefördert. Sie zeigen sich durchweg bei hartem Wetter: So erwies es sich beispielsweise für "normal" trainierte und "normal" gebaute Leute als äusserst schwierig und anstrengend, das Boot bei stärkerem Wind optimal zu segeln, und es wunderte nun niemanden mehr, dass bei Starkwind-Regatten nur grosse und schwergewichtige Leute nach vorne kommen. Gefördert wird diese Entwicklung noch durch die Alu-Masten, die heute jeder fährt. Sie sind in der Regel nämlich um einiges härter als die Holzmasten, was nichts anderes bedeutet, als dass man noch mehr Gewicht auf die Kante bringen muss, um den Krängungsdruck auszugleichen.
Noch etwas fanden die Tester erwähnenswert. Bedingt durch die eiförmige Rumpfform und den weit vorne stehenden Mast wird die Schwimmlage des Finns mit zunehmender Geschwindigkeit - also hauptsächlich bei schnellen raumschots- und Vormwindkursen - immer labiler.
Dadurch neigt das Boot sehr leicht zum Geigen, eine Eigenschaft, die durch den langen Grossbaum noch unterstützt wird.
Das Resumee also: Wer im Finn-Dinghy (Regatta-)Lorbeeren ernten will, braucht nicht nur Kraft, Kondition und Geschicklichkeit, sondern auch die nötige Statur; jedenfalls dann, wenn er sich bei viel Wind ebenfalls etwas ausrechnen will.